Koloniale Tiere? Tierbilder im Kontext des Kolonialismus. Eine Tagung im Rahmen der Ausstellung August Gaul. Moderne Tiere

Chichester, Lee K.; Gisler, Priska; Hürzeler, Luzia; Csernay, Sarah; Étienne, Noémie (15 October 2021). Koloniale Tiere? Tierbilder im Kontext des Kolonialismus. Eine Tagung im Rahmen der Ausstellung August Gaul. Moderne Tiere In: Koloniale Tiere? Tierbilder im Kontext des Kolonialismus. Eine Tagung im Rahmen der Ausstellung August Gaul. Moderne Tiere. Bern: Kunstmuseum Bern

Löwen, Elefanten, Strausse, Kamele und ein Tapir bevölkern die Tierwelt August Gauls (1869–1921). Dabei hat der berühmte deutsche Tierbildhauer und Mitbegründer der Berliner Secession im Gegensatz zu manchem Künstlerkollegen nie selber Fuss auf den Boden europäischer Kolonien gesetzt. Seine Tiere fand er direkt vor der Haustür, im Berliner Zoologischen Garten und im Naturkundemuseum. Dort waren sie stolz als Erwerbungen aus Kolonialgebieten ausgewiesen oder als Ankäufe aus vergangenen Völkerschauen – inszeniert in orientalisierenden Stilbauten, die eine Koevolution von Natur und Kultur nahelegten, oder ausgestopft in lebensechten Dioramen, die eine unberührte Wildnis vortäuschten. Doch nicht nur in Zoo und Museum begegneten ihm «exotische» Tiere: Koloniale Tierfilme gehörten zu den Kassenschlagern des frühen Kinos, Diavorträge mit Blitzlichtfotografien jagender Wildtiere lockten das Massenpublikum in die Auditorien und Bilder afrikanischer und südasiatischer Fauna prangten an Fassaden von Handelshäusern ebenso wie auf Werbetafeln für Kolonialwaren. Inwiefern war diese Popularität «exotischer» Tiere um 1900 – in den Künsten wie auch in der Wissenschaft und Populärkultur – eine Folge der europäischen Kolonialexpansion, die die europäischen Sammlungen schlagartig anwachsen liess und in deren Zuge die Grenzen von Natur und Kultur, «Wildheit» und «Zivilisation» an und mit Tierkörpern visuell verhandelt wurden? Welche Bedeutung hatten Tierbilder für die Bewerbung des Kolonialgedankens, wie auch für die Prägung von Vorstellungen des «Eigenen» versus «Fremden», von verführerischer Ursprünglichkeit und «legitimer» Eroberung? Und inwiefern ging die Exotisierung von Tieren mit einer Exotisierung von Menschen, ihrem «Othering» und hrer Sexualisierung einher? Die Tagung widmet sich dem kolonialen Kontext, in dem August Gauls Plastiken «exotischer» Tiere entstehen und als Publikumslieblinge reüssieren konnten. Sie fragt dabei auch nach dem Fortleben kolonialer Bildwelten in heutigen visuellen Medien, sowie nach ihren Auswirkungen auf globale Machtgefüge, Vorstellungswelten und Herrschaftspraktiken.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Poster)

Division/Institute:

Bern Academy of the Arts
Bern Academy of the Arts > Institute Practices and Theories in the Arts
Bern Academy of the Arts > Institute Practices and Theories in the Arts > Art as Research: artistic creation and epistemologies

Name:

Chichester, Lee K.;
Gisler, Priska0000-0002-9812-4014;
Hürzeler, Luzia;
Csernay, Sarah and
Étienne, Noémie

Subjects:

D History General and Old World > D History (General)
N Fine Arts > N Visual arts (General) For photography, see TR
N Fine Arts > NB Sculpture

Publisher:

Kunstmuseum Bern

Projects:

[UNSPECIFIED] Kunstmuseum Bern
[UNSPECIFIED] Schweizerischer Nationalfonds

Language:

German

Submitter:

Priska Gisler

Date Deposited:

31 Jan 2022 14:31

Last Modified:

31 Jan 2022 14:31

Uncontrolled Keywords:

Tiere, Kolonialismus, Ausstellen, Skulptur, Kunst

URI:

https://arbor.bfh.ch/id/eprint/15932

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