Von Generation zu Generation: Familiennarrative im Kontext von Fürsorge und Zwang

Unser Forschungsprojekt ist eines von derzeit 27 laufenden Forschungsprojekten des Nationalen Forschungsprogramms «Fürsorge und Zwang» (NFP 76), das sich mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung sog. fürsorgerischer Zwangsmassnahmen (FSZM) in der Schweiz vor 1981 befasst. Als Teil des staatlichen Fürsorge- und Vormundschaftswesens richteten sich FSZM auch gegen Minderjährige. Sie erfolgten gemäss kantonalen Praxen und mit kaum existenten Verfahrensrechten. FSZM verursachten bei den Betroffenen oft Traumata und galten in der Schweiz bis vor kurzem auf gesellschaftlicher und politischer Ebene als Tabuthema.
Vor diesem Hintergrund interessieren wir uns für die langfristigen Folgen von FSZM, indem wir untersuchen, wie sich die Erfahrungen der Eltern mit FSZM auf die Biografien ihrer Nachkommen auswirken. Bisher liegen dazu keine Studien vor.
Ein wiederkehrendes Thema in den Interviews mit den Nachkommen war das biografisch wirkmächtige Schweigen der Eltern über deren Erfahrungen mit FSZM.
Am Lunchtalk geben wir Einblick in unseren interdisziplinären Forschungsprozess und präsentieren erste empirische Ergebnisse dazu, wie die Nachkommen das Schweigen ihrer Eltern erlebten.