Räume der Macht: Partizipative Gestaltung und die Verstrickung der Forschung in Macht- und Ungleichheitsdynamiken des feldes
Version
Unpublished
Date Issued
2025-05-22
Author(s)
Type
Conference Paper
Language
German
Abstract
Platzierungen von Minderjährigen in geschlossenen Einrichtungen erfolgen in der Regel auf behördliche Anordnung und ohne Zustimmung der betroffenen Jugendlichen. Die sicherheitsorientierten räumlichen Restriktionen solcher Einrichtungen (vgl. Bundesamt für Justiz 2018) erzeugen einen Zwangskontext, der in Spannung zum sozialpädagogischen Resozialisierungsauftrag steht und paternalistisch legitimiert wird. Zudem werden die spezifischen Bedürfnisse der Jugendlichen oft unzureichend berücksichtigt, da die Gebäude häufig ursprünglich für andere Zwecke errichtet wurden.
In einem laufenden Forschungs- und Entwicklungsprojekt erarbeitet ein interdisziplinäres Team der Berner Fachhochschule (BFH) gemeinsam mit internationalen Projektpartnerinnen, Jugendlichen und Fachpersonen ein Modell für eine partizipative Raumgestaltung in geschlossenen Einrichtungen. Dieser Beitrag untersucht, wie das Projekt Macht- und Ungleichheitsverhältnisse im Feld verändert, diese durch Raumgestaltungsfragen zum Aushandlungsthema macht und wie Forschende die Prozesse mitgestalten können, um partizipative Praktiken in geschlossenen Einrichtungen zu stärken.
Die Anwesenheit der Forschenden im Feld erweitert den «Figurationszusammenhang» (Elias 1991) der Einrichtungen und dynamisiert die dortigen Machtbalancen, indem sie durch Raumgestaltungsfragen implizit zur Diskussion gestellt werden. Damit steht nicht nur die Legitimation fachlichen Handelns in den jeweiligen Einrichtungen in Frage, sondern auch die Legitimation des forschenden Handelns selbst wird zum Gegenstand der Aushandlung zwischen den am Projekt beteiligten Akteur:innen. Die Involviertheit der Forschenden in die Macht- und Ungleichheitsdynamiken bedingt, dass diese die Machtbalancen im Feld mit bespielen. Ihr Streben nach einem Projekterfolg mittels machtstrategischen Kalküls untergräbt die Legitimation des Projektvorhabens. Ein gegenstandsorientiertes – an einer Maximierung der Partizipationsmöglichkeiten orientiertes – Handeln dagegen erzeugt unvorhersehbare Machtspiele, die eine forschungspraktische und sozialpädagogische Handhabung erfordern und den Nutzen und die Machbarkeit des Projekts in Frage stellen können. Partizipative Forschung wird also zwangsläufig Teil der Machtspiele im Feld und kann diesen nicht entkommen. Der Beitrag reflektiert den laufenden Forschungs- und Entwicklungsprozess vor dem Hintergrund der skizzierten Überlegungen machttheoretisch, ordnet ihn methodologisch ein und beleuchtet die Potenziale partizipativer Forschung im Kontext geschlossener Einrichtungen.
In einem laufenden Forschungs- und Entwicklungsprojekt erarbeitet ein interdisziplinäres Team der Berner Fachhochschule (BFH) gemeinsam mit internationalen Projektpartnerinnen, Jugendlichen und Fachpersonen ein Modell für eine partizipative Raumgestaltung in geschlossenen Einrichtungen. Dieser Beitrag untersucht, wie das Projekt Macht- und Ungleichheitsverhältnisse im Feld verändert, diese durch Raumgestaltungsfragen zum Aushandlungsthema macht und wie Forschende die Prozesse mitgestalten können, um partizipative Praktiken in geschlossenen Einrichtungen zu stärken.
Die Anwesenheit der Forschenden im Feld erweitert den «Figurationszusammenhang» (Elias 1991) der Einrichtungen und dynamisiert die dortigen Machtbalancen, indem sie durch Raumgestaltungsfragen implizit zur Diskussion gestellt werden. Damit steht nicht nur die Legitimation fachlichen Handelns in den jeweiligen Einrichtungen in Frage, sondern auch die Legitimation des forschenden Handelns selbst wird zum Gegenstand der Aushandlung zwischen den am Projekt beteiligten Akteur:innen. Die Involviertheit der Forschenden in die Macht- und Ungleichheitsdynamiken bedingt, dass diese die Machtbalancen im Feld mit bespielen. Ihr Streben nach einem Projekterfolg mittels machtstrategischen Kalküls untergräbt die Legitimation des Projektvorhabens. Ein gegenstandsorientiertes – an einer Maximierung der Partizipationsmöglichkeiten orientiertes – Handeln dagegen erzeugt unvorhersehbare Machtspiele, die eine forschungspraktische und sozialpädagogische Handhabung erfordern und den Nutzen und die Machbarkeit des Projekts in Frage stellen können. Partizipative Forschung wird also zwangsläufig Teil der Machtspiele im Feld und kann diesen nicht entkommen. Der Beitrag reflektiert den laufenden Forschungs- und Entwicklungsprozess vor dem Hintergrund der skizzierten Überlegungen machttheoretisch, ordnet ihn methodologisch ein und beleuchtet die Potenziale partizipativer Forschung im Kontext geschlossener Einrichtungen.
Organization
Conference
Vernetzungstagung der SGBF-AG «Bildung in gesellschaftlichen Macht- und Ungleichheitsverhältnissen»
Submitter
Brauchli, Simone
Citation apa
Bitsch, K. (2025). Räume der Macht: Partizipative Gestaltung und die Verstrickung der Forschung in Macht- und Ungleichheitsdynamiken des feldes. Vernetzungstagung der SGBF-AG «Bildung in gesellschaftlichen Macht- und Ungleichheitsverhältnissen». https://doi.org/10.24451/dspace/11965
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Abstract Beitrag_Vernetzungstagung_250522.pdf
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