Bestandsaufnahme des Verfahrens Familienrat in der Schweiz und Entwicklung eines schweizweiten Monitorings: ein Kooperationsprojekt der Berner Fachhochschule, Departement Soziale Arbeit und der Hochschule Luzern - Soziale Arbeit
Version
Published
Date Issued
2022-03-01
Author(s)
Dietrich, Annette
Type
Report
Language
German
Abstract
In einem Kooperationsprojekt waren die beiden Fachhochschulen für Soziale Arbeit in Bern und Luzern 2020 beauftragt, eine Bestandsaufnahme bezüglich des Einsatzes und der Implementierung des Verfahrens Familienrat in der Schweiz zu machen.
Die erste Befragung fiel mitten in den Lockdown der ersten Phase der COVID 19 Pandemie im Frühling 2020 und ergab einen marginalen Rücklauf. Mit der Umstellung auf einen Kurzfragebogen, der an regionale Anlaufstellen gemäss Homepage des Vereins www.familienratschweiz.ch sowie an weitere Stakeholder verschickt wurde, konnte eine erste quantitative Erhebung gemacht werden. Die Resultate wurden mittels zwei Fokusgruppeninterviews mit Fachpersonen aus der Befragung qualitativ ergänzt.
Trotz einer überwiegend positiven Einschätzung des Verfahrens als hilfreich, unterstützend und zielführend wird der Familienrat in der Praxis eher selten umgesetzt. Es handelt sich beim Familienrat nach wie vor um ein Nischenangebot mit wenig Bekanntheit und wenig praktischer Umsetzung. Es kann gezeigt werden, dass bei Fachkräften folgende Spannungsfelder zu einer grossen Zurückhaltung bei der Auftragserteilung und der Anwendung von Familienräten führen: Stärkung und Empowerment von betroffenen Familien in Krisensituationen versus Kontrolle und Verantwortung von Seiten Fachpersonen; Verantwortung versus Loslassen und Zutrauen oder auch Erfolgsdruck und Angst, etwas falsch zu machen und nichts riskieren zu wollen. Das fachliche Potenzial des Familienrats in Bezug auf Partizipation, Empowerment und Rückgabe von Verantwortung v.a. durch die Schlüsselelemente «Netzwerkerweiterung» und «Family only Phase» wird kaum in Frage gestellt, indes ist der Mut, Neues auszuprobieren oder sich auf die Unsicherheit eines ungewohnten Vorgehens einzulassen eher als gering einzuschätzen.
Mehrheitlich sprachen sich die befragten Fachpersonen dafür aus, das Verfahren weiterhin zu bewerben, Möglichkeiten einer gesicherten Finanzierung aufzuzeigen, eine nationale Vernetzung von Koordinationspersonen, Fachbehörden und Fachstellen anzustreben, Fachtagungen und Publikationen zu fördern, eine nationale Anlauf-/ Geschäftsstelle zu implementieren und auf erfolgreich umgesetzte Familienräte zu verweisen. Nicht zuletzt sind eine Verankerung auf gesetzlicher Ebene und eine Unterstützung durch Fachpersonen und -gremien sowie auf politischer Ebene wichtig.
Der vorliegende Bericht gibt eine aktuelle Übersicht über die schweizweite Implementierung des Verfahrens Familienrat (Stand Frühling 2021), ermutigt durch viele Ideen und Hinweise die Umsetzung zu wagen und die Implementierung zu unterstützen sowie den Fachdiskurs und die Kommunikation darüber weiterzuführen.
Die erste Befragung fiel mitten in den Lockdown der ersten Phase der COVID 19 Pandemie im Frühling 2020 und ergab einen marginalen Rücklauf. Mit der Umstellung auf einen Kurzfragebogen, der an regionale Anlaufstellen gemäss Homepage des Vereins www.familienratschweiz.ch sowie an weitere Stakeholder verschickt wurde, konnte eine erste quantitative Erhebung gemacht werden. Die Resultate wurden mittels zwei Fokusgruppeninterviews mit Fachpersonen aus der Befragung qualitativ ergänzt.
Trotz einer überwiegend positiven Einschätzung des Verfahrens als hilfreich, unterstützend und zielführend wird der Familienrat in der Praxis eher selten umgesetzt. Es handelt sich beim Familienrat nach wie vor um ein Nischenangebot mit wenig Bekanntheit und wenig praktischer Umsetzung. Es kann gezeigt werden, dass bei Fachkräften folgende Spannungsfelder zu einer grossen Zurückhaltung bei der Auftragserteilung und der Anwendung von Familienräten führen: Stärkung und Empowerment von betroffenen Familien in Krisensituationen versus Kontrolle und Verantwortung von Seiten Fachpersonen; Verantwortung versus Loslassen und Zutrauen oder auch Erfolgsdruck und Angst, etwas falsch zu machen und nichts riskieren zu wollen. Das fachliche Potenzial des Familienrats in Bezug auf Partizipation, Empowerment und Rückgabe von Verantwortung v.a. durch die Schlüsselelemente «Netzwerkerweiterung» und «Family only Phase» wird kaum in Frage gestellt, indes ist der Mut, Neues auszuprobieren oder sich auf die Unsicherheit eines ungewohnten Vorgehens einzulassen eher als gering einzuschätzen.
Mehrheitlich sprachen sich die befragten Fachpersonen dafür aus, das Verfahren weiterhin zu bewerben, Möglichkeiten einer gesicherten Finanzierung aufzuzeigen, eine nationale Vernetzung von Koordinationspersonen, Fachbehörden und Fachstellen anzustreben, Fachtagungen und Publikationen zu fördern, eine nationale Anlauf-/ Geschäftsstelle zu implementieren und auf erfolgreich umgesetzte Familienräte zu verweisen. Nicht zuletzt sind eine Verankerung auf gesetzlicher Ebene und eine Unterstützung durch Fachpersonen und -gremien sowie auf politischer Ebene wichtig.
Der vorliegende Bericht gibt eine aktuelle Übersicht über die schweizweite Implementierung des Verfahrens Familienrat (Stand Frühling 2021), ermutigt durch viele Ideen und Hinweise die Umsetzung zu wagen und die Implementierung zu unterstützen sowie den Fachdiskurs und die Kommunikation darüber weiterzuführen.
Subjects
H Social Sciences (General)
Organization
Publisher
Berner Fachhochschule, Soziale Arbeit
Submitter
BuonopaneG
Citation apa
Dietrich, A., & Stauffer, M. (2022). Bestandsaufnahme des Verfahrens Familienrat in der Schweiz und Entwicklung eines schweizweiten Monitorings: ein Kooperationsprojekt der Berner Fachhochschule, Departement Soziale Arbeit und der Hochschule Luzern - Soziale Arbeit. Berner Fachhochschule, Soziale Arbeit. https://doi.org/10.24451/arbor.17827
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Name
Abschlussbericht_Projekt_BFH_HSLU_FR_Bestandsaufnahme_20220221.pdf
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Version
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Checksum (MD5)
7dbca740d5d3ceb22ff8f68e47b6851a
