Vielfältiges Quartier für alle
Version
Manual
Date Issued
2025-07-09
Type
Report
Language
German
Abstract
In Bern West, einem heterogenen Stadtteil mit hoher migrationsbedingter Diversität und sozioökonomischer Benachteiligung gibt es auf Quartier- und Stadtteilebene eine Vielzahl soziokultureller Angebote zur Teilhabe. Trotz niederschwelliger Zugangsformen ist es nicht allen Bewohner:innen möglich, sich daran zu beteiligen. Insbesondere ist die Teilhabe erschwert für Personen, die mit Mehrfachbelastungen, hohen Arbeitspensen, sprachbedingten Zugangshürden oder anderen Herausforderungen konfrontiert sind. Das zeigt sich mitunter darin, dass die vielschichtigen Lebensrealitäten der Bevölkerung im Stadtteil zu wenig sichtbar und manche Stimmen unterrepräsentiert sind. Auch fliessen wichtige Erfahrungen nicht in die Gestaltung des Zusammenlebens ein. Nebst solcher Zugangshürden verweisen empirische Befunde und diversitätstheoretische Ansätze (Munsch, 2011; Munsch, 2015) sowie unsere Erkenntnisse aus dem einjährigen Vorprojekt «Räume für alle» (Gäumann et al., 2021) die Bedeutung der Ausgestaltung der Ansprache und Zugänglichkeit hin, um Teilhabechancen zu verbessern: Es gibt einen grossen Bedarf an diversitätssensibel gestalteten Beteiligungsformaten angesichts zunehmender gesellschaftlicher Pluralität und Komplexität von Benachteiligung und wirkmächtiger normativer Vorstellungen von Beteiligung durch die Dominanzgesellschaft. Mehrere Projekte partizipativer Stadtentwicklung haben in den letzten Jahren das Pozential künstlerisch-sozialraumorientierter Methoden ausgelotet (Autor*innen-Kollektiv INTERPART, 2021; Projekt «Was treibt dich um?», 2022 in Basel, «Divercities», 2017 in Zürich; «Vielfalt gefällt», 2020 in Deutschland). Diese waren bisher aber kaum an der unserer Erachtens. für Beteiligungsprozesse zentralen Schnittstelle zur Sozialen Arbeit resp. Gemeinwesenarbeit1 verortet und adressierten eher Stadtplanungsprozesse als lebensweltnahe, informelle Beteiligung zur Förderung von Teilhabe und alltagsnaher, vielstimmiger Gestaltung der Lebenswelt. Zudem stellten sie eine breit abgestützte Diversitätsreflexion und eine Verortung des Vorhabens in gesellschaftlichen Macht- und Differenzverhältnissen zum Abbau von Teilhabehürden bei der Gestaltung von Beteiligungsangeboten nicht in den Mittelpunkt. Angesichts dieser Ausgangslage rückten wir im zweijährigen, transdisziplinären Forschungsprojekt «Vielfältiges Quartier für alle» (2023-2025) der Departemente Soziale Arbeit (S) und Hochschule der Künste Bern (HKB) der Berner Fachhochschule (BFH) in Zusammenarbeit mit Fachpersonen der Quartierarbeit und Bewohner*innen die Frage in den Fokus, wie Ansprache und Beteiligung diversitätssensibel gestaltet werden und zu einer vielstimmigen Wissensproduktion beitragen können. Das Forschungsprojekt wurde von der Eidgenössischen Kommission für Migration (EKM) im Rahmen des Programms «Citoyenneté»2 gefördert und von weiteren Stiftungen im Raum Bern unterstützt. Für dieses partizipative Projektvorhaben arbeiteten wir in unterschiedlichen transdisziplinären Formationen mit lebensweltnahen künstlerischen Interventionen. Unter Intervention verstanden wir ein exploratives, experimentelles Gestalten im öffentlichen Raum entlang interaktiver analoger, z.T. auch digitaler Formate. Wir eruierten Themen, die in Bern West präsent und dafür geeignet sind, Beteiligungs- und Mitgestaltungsmöglichkeiten auf innovative und sinnliche Weise zu erweitern und die vielstimmige Wissensproduktion zu fördern. Im Vorfeld jeder Intervention bauten wir ein quartiernahes Netzwerk auf, realisierten gemeinsam die Interventionen und untersuchten Reaktionen sowie Resonanzen auf die Beteiligungsmöglichkeiten. Auch werteten wir in diesen Netzwerken die vielstimmige Wissensproduktion nach jeder Intervention aus und prüften in einer letzten Projektphase Möglich- und Verantwortlichkeiten für die Verstetigung dieser in Gang gesetzten Prozesse. Mit dem Ziel, durch diese Interventionen einen Beitrag zur Sichtbarkeit und Adressierbarkeit von vielschichtigen Lebenswirklichkeiten und zur Förderung der Verständigung im Stadtteil zu leisten, orientierten wir das Vorhaben aus Forschendensicht am transformativen Ansatz des Reallabors. Ausgehend von unserem Erkenntnisinteresse und unseren Fragestellungen dokumentiert der vorliegende Abschlussbericht das Projektvorhaben (Kap. 2), theoretische und gestalterische Überlegungen (Kap. 3), die Umsetzungsschritte entlang von Interventionen (Kap. 4) und formuliert Schlussfolgerungen und Erkenntnisse in Bezug auf diversitätssensibel ausgestaltete Ansprache- und Beteiligungsmöglichkeiten (Kap. 5); ebenso beinhaltet dieses Kapitel Ansätze für die Verstetigung und den weiterführenden Wissenstransfer sowie die Übertragbarkeit der Erkenntnisse auf andere Kontexte. Der Bericht schliesst mit einem Fazit (Kap. 6).
Subjects
HN Social history and conditions. Social problems. Social reform
Organization
Institut Soziale und kulturelle Vielfalt
Publisher
Berner Fachhochschule, Soziale Arbeit
Submitter
Tischhauser, Annina
Citation apa
Gäumann, S., Kaufmann, B., Tischhauser, A., & Pedemonte, D. (2025). Vielfältiges Quartier für alle. Berner Fachhochschule, Soziale Arbeit. https://doi.org/10.24451/dspace/11976
Note
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Name
Abschlussbericht_Vielfältiges Quartier für alle_final_250821.pdf
Description
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Size
3.02 MB
Format
Adobe PDF
Checksum (MD5)
497118c58866e9a8e862048298ccbf07