Der Klang der Kaiserzeit Die Aufnahmen der Königlichen Kapelle und ihrer Mitglieder bis 1918

In bisherigen Würdigungen historischer Aufnahmen der Staatskapelle Berlin spielen die Tondokumente aus dem ersten Viertel des 20. Jahrhunderts in der Regel kaum eine Rolle. Dies hängt wohl vor allem damit zusammen, dass sich ab ca. 1925 durch die Ein-führung elektrischer Aufnahmeverfahren die Qualität der Aufnahmen sprunghaft verbes-serte. Der größte Teil des noch während der akustischen Ära aufgenommenen Repertoires der Kapelle wurde später nochmals eingespielt, meist unter der Leitung derselben Dirigen-ten Leo Blech und Richard Strauss und in überlegener technischer Qualität, so dass es, zumindest vordergründig, wenig Veranlassung gab, sich mit den älteren, technisch min-derwertigen Grammophonaufnahmen auseinanderzusetzen. Dabei wird übersehen, dass gerade diese frühen Tondokumente noch in eine Vorkriegsästhetik einzuordnen sind, und allein aus diesem Grund wichtige Zeitdokumente von musikhistorischer Bedeutung sind. Sie bieten die einmalige Gelegenheit, den Klang der Königlichen Kapelle von vor 100 Jah-ren heute noch erleben zu können und sind allein deshalb interessante, bisher weitgehend unbeachtet gebliebene Quellen für die Interpretationsforschung.