"Wem ich nie begegnete, das bin ich", schreibt Sarah Kane in ihrem fünften und letzten Stück, diesem finalen Blick auf das Leben als Ganzes. Sie komponiert ein gleichermaßen assoziatives wie dissoziatives Poem – ein feinfühliges Geflecht aus Gedanken, Stimmen, Zahlen und Dialogen. Es ist ein wütender Zustand zwischen Bei-Sich- und Außer-Sich-Sein, zwischen Norm und Krankheit, Form und Freiheit, Licht und Schmerz. Der Titel verweist dabei auf jene Uhrzeit, in der beide Pole ineinander fallen. In seiner ersten Arbeit für das Deutsche Theater Berlin begibt sich Regisseur Ulrich Rasche mit diesem schonungslos offenen Text in die Grenzregionen von Psyche und Physis. Auf der Grundlage der Frage nach dem, was das Bewusstsein ist, geht er dem vergeblichen Versuch des Menschen nach, sein komplettes Ich zu finden und sein "echtes Selbst zu berühren".

Soixante manifestants antispécistes ont manifesté à Fribourg pour protester contre un projet de ferme aquacole à Grandvillard, qui prévoit d'élever 600 tonnes de saumons par an. Selon les militants, il bafoue le besoin de liberté des poissons.

Alexandre Babel, Perkussionist, Komponist und Kurator, bewegt sich auf Avantgarde-Konzertbühnen, an Jazzfestivals, in Galerien, an Kunstbiennalen. Für ihn gibt es keine Genregrenzen, sondern Menschen, die Musik machen und damit Grenzen überbrücken. Zwischen Berlin und Genf verbindet er klassische Avantgardemusik, Klangkunst, experimentelle Improvisation und Performance. In Werken wie 'music for small audiences' oder 'choeur mixte' erkundet er neue Klänge und setzt sich mit der Rolle der Perkussion im Musikbetrieb auseinander. Als Kurator des Festival 'Les amplitudes' 2020 überspannte er die ganze Stadt La Chaux-de-Fonds mit Musik. Immer geht es ihm dabei auch um Raum, um Visuelles und um Körperlichkeit, um Musik als Kommunikation. Nun erhielt er einen der Schweizer Musikpreise des Bundesamts für Kultur 2021. Ein guter Grund für ein Portrait.

Die Verbindung von Natur und Kultur, ökologische Zusammenhänge, kollaborative und transkulturelle Praktiken: das sind Grundthemen, die sich durch das gesamte Schaffen von Liza Lim ziehen. Die australische Komponistin, Forscherin und Pädagogin nimmt in Kammermusik, Orchesterwerken, Opern und installativen Arbeiten die schwindende Schönheit der Natur im Zeitalter des Menschen in den Blick. Tiefenökologie und ein Rückbezug auf indigene Völker Australiens sind ihr Ausgangspunkt. Mit ihrer Musiksprache gelingt es Liza Lim, eine Ahnung von anderen Lebensformen zu vermitteln. In ihrem neuen Streichquartett «String Creatures», uraufgeführt am Lucerne Festival, verweben sich die Streicher zu einem organischen Ganzen. Es war Anlass für ein Gespräch zu Lims Denken und Schaffen anhand von weiteren Schlüsselwerken.

Blasinstrumente aus Tierhorn oder Holz dienen in vielen Regionen der Welt zum Locken oder Beruhigen des Viehs. In der Schweiz wurde das lange Alphorn im 20. Jahrhundert dann zum beliebten Instrument traditioneller und moderner Musik - und zum Swissness-Symbol.

Following the repatriation in 2010 of the Paul Bowles Moroccan Music Collection from Washington to Tangier, Gilles Aubry and Zouheir Atbane undertook collaborative research on the reception of these recordings in today’s Morocco. The film follows their residency in Tafraout, a village where Paul Bowles recorded an Ahwash music performance in 1959. In exchange with local musicians, the artists deliver an interpretation of the return of these music recordings to their original location, including the documentation of listening sessions, discussions, and music sessions. The work examines the micro-politics of invisibility: Paul Bowles as an ‘invisible spectator’; the veil as a strategy of resistance during the French occupation of Morocco; the Pythagorean curtain of French acousmatic music. World premiere at ESAV Marrakesh, as part of the exhibition Why ain't you rich if you're so smart, 2014.

Ende der sechziger Jahre verbrannte sie in London Klaviere und brachte Glas zum Klingen. Mit Happenings und audiovisuellen Grossinstallationen prägte sie in New York die Musikszene seit den siebziger Jahren wesentlich mit. Das umfangreiche Oeuvre der heute 82jährigen Neuseeländerin Annea Lockwood hat die Kraft der Natur und unsere Verbindung zu ihr zum Thema. Mittels Fieldrecordings, performativen Instrumentalzyklen oder Hörstudien regt Annea Lockwood zum bewussten Wahrnehmen und Erforschen von Klang an und verknüpft Achtsamkeit mit Reflexion über politische Ereignisse. Sie sprüht vor Schaffensdrang und Lebenslust, setzt weiterhin neue Schwerpunkte und wird weltweit im Musik- und im Kunstkontext gleichermassen gefeiert. Nicht zuletzt durch Re-releases ihrer frühen Stücke auf Vinyl erlebt sie heute ein Revival. In Peekskill, New York, einer kleinen grünen Idylle zirka eine Stunde nördlich der Grossstadt, hat sie seit vielen Jahren Ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt. Da besuchte Gabrielle Weber die grand old lady der elektronischen Musik zum Gespräch über ihr Werk und die verschiedenen Etappen ihres Lebens.

Weniger Arbeiten für gleich viel Geld. Was nach Wunschdenken klingt, könnte schon bald Realität werden. Wie eine 4-Tage-Woche aussehen könnte und für welche Branchen sich so ein Modell eignet, erklärt Caroline Straub vom Institut für New Work in Bern.

Das Genfer Traditions-Festival für zeitgenössische Musik steht unter einem neuen Stern. 1992 in Genf gegründet, fand es anfangs April nach einer Lockdown-bedingten Pause erstmals wieder live statt: an zehn Tagen, täglich von Mittag bis Mitternacht. Mit dieser Ausgabe stellte sich auch gleich das neue künstlerische Leitungsduo vor: Marie Jeanson, Veranstalterin aus der experimentellen und improvisierten Musik, und Denis Schuler, Komponist und Leiter des Genfer Neue Musik-Ensemble «Vide». Sie übernahmen die Direktion bereits 2019 und stellen mit ihrer ersten Live-ausgabe das Festival so richtig auf den Kopf. Im Untertitel neu «Festival dart sonore» - Festival der Kunst des Klangs - dreht sich alles um Klang im weitesten Sinn und ums gemeinsame Hörerlebnis. Gabrielle Weber war am ersten Wochenende dabei, fing Klänge ein und sprach mit dem Intendantenduo und vielen Musikschaffenden zu ihren Arbeiten: zu Wort kommen bspw. Luis Naon, Elektronikpionier der ersten Stunde, oder Clara Iannotta, Composer in residence.

Atlantic Ragagar is an experimental film on seaweed and pollution on the Moroccan Atlantic coast. With its clear water, the beach in Sidi Bouzid is known as a seaweed paradise. Further down the coast in Safi, marine biodiversity suffers from the pollution caused by phosphate plants and fish factories, with dramatic consequences for the population's health. The film is an attempt to ‘listen’ to pollution and its effects on coastal life, inviting the spectator into a process of ecological transformation. If pollution often remains hidden in the landscape, the effects of toxicity are rendered through the voice and bodily presence of performer Imane Zoubai. The film unfolds through her vocal interventions, first on the beach and later in the studio during improvised sessions. As she hums, sings, breathes, and silently interacts with algae, a new figure progressively emerges, “maouj”, an aquatic body open to transcorporeal and interspecies speculations. World premiere and special mention at Ji-Hlava International Documentary Film Festival (IDFF) 2022.