Ungleichheit, Umverteilung und der Wohlfahrtsstaat in der Schweiz

Hümbelin, Oliver (2016). Ungleichheit, Umverteilung und der Wohlfahrtsstaat in der Schweiz (Dissertation, Universität Bern, Institut für Soziologie)

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Diese Dissertation von Oliver Hümbelin untersucht die wirtschaftliche Ungleichheit in der Schweiz, insbesondere die Verteilung von Einkommen und Vermögen sowie die Entwicklung dieser Ungleichheiten über die Zeit. Die Analyse zeigt, dass die Schweiz in vielen Aspekten eine Sonderstellung einnimmt und sich teilweise gegen internationale Trends stellt. Einleitung Das Thema der wirtschaftlichen Ungleichheit hat in den letzten Jahrzehnten weltweit an Bedeutung gewonnen, insbesondere durch Werke wie Thomas Pikettys "Das Kapital im 21. Jahrhundert". Hümbelin setzt sich mit diesen Theorien auseinander und untersucht, inwieweit sie auf die Schweiz zutreffen. Dabei werden sowohl historische Daten als auch aktuelle Entwicklungen berücksichtigt. Verteilung von Einkommen und Vermögen Ein zentrales Ergebnis der Arbeit ist die detaillierte Darstellung der Einkommens- und Vermögensverteilung in der Schweiz. Die Analyse zeigt, dass die reichsten 20% der Bevölkerung 91% des gesamten Vermögens besitzen, während die ärmsten 20% kaum nennenswerte Vermögenswerte haben. Dies führt zu einer sehr hohen Vermögensungleichheit, die sich im Gini-Koeffizienten von 84.4 widerspiegelt. Im Gegensatz dazu ist die Einkommensungleichheit moderater, mit einem Gini-Koeffizienten von 35.6 im Jahr 2010. Diese Unterschiede deuten darauf hin, dass Vermögen in der Schweiz wesentlich konzentrierter ist als Einkommen. Entwicklung der Ungleichheit über die Zeit Die historische Analyse zeigt, dass die Einkommensungleichheit von 1950 bis 2010 insgesamt um 4.7 Punkte auf der Gini-Skala gestiegen ist. Es gab jedoch unterschiedliche Phasen, in denen die Ungleichheit sowohl zugenommen als auch abgenommen hat. Ein besonders markanter Anstieg wurde in den 1980er und 1990er Jahren beobachtet, während die 1970er Jahre durch eine Verringerung der Ungleichheit gekennzeichnet waren. Diese Schwankungen werden auf verschiedene makrostrukturelle Veränderungen zurückgeführt, darunter wirtschaftliche Zyklen, die Entwicklung des Sozialversicherungssystems und die Steuerwettbewerbspolitik. Regionale Unterschiede Ein weiterer wichtiger Aspekt der Dissertation ist die Untersuchung regionaler Unterschiede innerhalb der Schweiz. Die Analyse zeigt signifikante Unterschiede in der Verteilung von Einkommen und Vermögen zwischen den verschiedenen Kantonen. Diese regionalen Disparitäten werden durch verschiedene Faktoren beeinflusst, darunter wirtschaftliche Strukturen, lokale Steuergesetze und die Migration von wohlhabenden Individuen in steuerlich günstigere Kantone. Einfluss wirtschaftlicher Zyklen und Sozialversicherung Die Dissertation zeigt, dass wirtschaftliche Boomphasen in der Regel zu einer Zunahme der Einkommensungleichheit führen, da Produktivitätsgewinne meist disproportional höheren Einkommensgruppen zugutekommen. Im Gegensatz dazu führen Wirtschaftskrisen oft zu einer vorübergehenden Verringerung der Ungleichheit, da die Einkünfte aus Kapitalanlagen, die höheres Einkommen generieren, stärker zurückgehen. Ein wesentlicher Faktor zur Verringerung der Ungleichheit war die Erweiterung des Sozialversicherungssystems, insbesondere die Erhöhung der AHV-Renten in den 1970er Jahren. Diese Massnahmen haben dazu beigetragen, die Einkommensunterschiede zu reduzieren und den Lebensstandard breiter Bevölkerungsschichten zu erhöhen. Steuerwettbewerb Die Dissertation untersucht auch die Auswirkungen des Steuerwettbewerbs auf die Vermögensverteilung. Die Analyse zeigt, dass der Steuerwettbewerb dazu beigetragen hat, wohlhabende Individuen aus dem Ausland anzuziehen, was die Vermögensungleichheit in der Schweiz weiter verstärkt hat. Besonders die Abschaffung der direkten Erbschaftssteuer in der letzten Dekade hat einen signifikanten Einfluss auf die Vermögenskonzentration. Schlussfolgerungen Die Dissertation von Oliver Hümbelin zeigt, dass die wirtschaftliche Ungleichheit in der Schweiz durch eine komplexe Wechselwirkung von nationalen Politiken, internationalen ökonomischen Trends und regionalen Besonderheiten geprägt ist. Während die Einkommensungleichheit in den letzten Jahrzehnten moderat gestiegen ist, bleibt die Vermögensungleichheit auf einem sehr hohen Niveau. Diese Ergebnisse haben wichtige Implikationen für die Wirtschaftspolitik und soziale Gerechtigkeit in der Schweiz. Insgesamt trägt diese Arbeit dazu bei, das Verständnis für die Dynamiken wirtschaftlicher Ungleichheit in der Schweiz zu vertiefen und bietet eine fundierte Grundlage für zukünftige Forschungen und politische Massnahmen zur Reduzierung von Ungleichheiten.

Item Type:

Doctoral Thesis (Dissertation)

Division/Institute:

School of Social Work > Institute for Social Security and Social Policy
School of Social Work

Name:

Hümbelin, Oliver0000-0002-8983-9958

Subjects:

H Social Sciences > H Social Sciences (General)
H Social Sciences > HA Statistics
H Social Sciences > HM Sociology
H Social Sciences > HN Social history and conditions. Social problems. Social reform

Funders:

[7] Swiss National Science Foundation

Language:

German

Submitter:

Oliver Hümbelin

Date Deposited:

03 Jun 2024 08:52

Last Modified:

04 Jun 2024 11:22

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ARBOR DOI:

10.24451/arbor.21925

URI:

https://arbor.bfh.ch/id/eprint/21925

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