Der europäische Datenraum aus Schweizer Sicht: Whitepaper der Swiss Data Alliance

(8 February 2022). Der europäische Datenraum aus Schweizer Sicht: Whitepaper der Swiss Data Alliance Zürich: Swiss Data Alliance

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Die EU plant den europäischen Raum zu einer gemeinsamen Datenwirtschaft zu entwickeln. Die EU geht davon aus, dass eine europäische Datenwirtschaft das BIP der Region bis 2025 um 528 Mia. Euro steigert, 5.2 Mio. neue hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen und die Stellung Europas als eigenständiger Akteur in der globalen Datenwirtschaft entscheidend stärken wird. Eine Schlüsselkomponente zur Verwirklichung einer EU-Datenwirtschaft sind Datenräume, in denen Datenproduzent:innen und -nutzer:innen zusammenarbeiten, um Daten sicher und unter Wahrung der Rechte aller beteiligten und betroffenen Akteur:innen auszutauschen und zu nutzen. Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob der Ansatz der EU die deklarierten Ziele erreichen wird. Die EU plant den europäischen Raum zu einer gemeinsamen Datenwirtschaft zu entwickeln. Die EU geht davon aus, dass eine europäische Datenwirtschaft das BIP der Region bis 2025 um 528 Mia. Euro steigert, 5.2 Mio. neue hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen und die Stellung Europas als eigenständiger Akteur in der globalen Datenwirtschaft entscheidend stärken wird. Eine Schlüsselkomponente zur Verwirklichung einer EU-Datenwirtschaft sind Datenräume, in denen Datenproduzent:innen und -nutzer:innen zusammenarbeiten, um Daten sicher und unter Wahrung der Rechte aller beteiligten und betroffenen Akteur:innen auszutauschen und zu nutzen. Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob der Ansatz der EU die deklarierten Ziele erreichen wird. Zumindest sollten die Massnahmen der EU den Rahmen und die Bausteine liefern, um die Entwicklung einer Datenwirtschaft zu erleichtern. Was bedeutet das für die Schweiz? Wie sollte die Schweiz auf diese Entwicklungen reagieren, die sich auf wirtschaftliche und nichtwirtschaftliche Akteur:innen auswirken werden? Die Antworten sind schrittweise zu entwickeln. Die Autor:innen des vorliegenden Whitepapers präzisieren qualitativ, inhaltlich, zeitlich sowie konzeptionell folgendes: Qualitativ muss die Schweiz ihre Anschlussfähigkeit an die entstehenden europäischen Datenräume sicherstellen. Inhaltlich lässt sich folgendes sagen: Die Schweiz sollte sich entlang der Wertschöpfungskette von Datenproduzent:innen und Datenkonsument:innen positionieren. Dies bedeutet, geordnet nach Stakeholdern, folgendes: • Die Akteur:innen der Datenwirtschaft (Unternehmen, aber auch Behörden als Datenproduzent:innen und –nutzer:innen) sollten rasch damit beginnen, die Möglichkeiten von Datenräumen und Datenmarktplätzen zu evaluieren und praktisch umzusetzen. Die Möglichkeiten reichen von der Erschliessung wertvoller Datenbestände zur Bereitstellung der Infrastruktur für Datenräume oder Datenmarktplätze bis zur Entwicklung innovativer Analysekompetenzen. • Die Gesetzgeber sind gefordert, für diese Aktivitäten einen geeigneten rechtlichen Rahmen zu entwickeln. Dabei sollte ein besonderes Augenmerk auf nachhaltige Modelle und Prinzipien für eine zukunftsweisende Datengouvernanz (Data Governance) gelegt werden. Die Data Governance wird eine entscheidende Komponente für eine erfolgreiche Datenwirtschaft der Zukunft sein. • Die Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit in der Schweiz sollte die Politik dabei unterstützen, eine führende Rolle auf dem sich entwickelnden Gebiet der Data Governance zu übernehmen. Hier hat die Schweiz mit ihrer gut ausgeprägten Diskussionskultur, ihrer freiheitlichen Tradition und ihrer einfach gehaltenen Gesetzgebungstradition gegenüber vielen anderen Rechtsordnungen viel zu bieten. Die Schweiz könnte über diese Punkte hinaus sogar eine führende Rolle bei der Bereitstellung von Infrastrukturen einnehmen, die jeweils sektorspezifisch den sicheren Datenaustausch erlauben. Die Schweiz hat zu Recht den Ruf einer vertrauenswürdigen, neutralen Partnerin. Dieser Vertrauensvorschuss ist zu nutzen. Die Politik und die Verwaltung sollten die zuständigen Stellen (Behörden, Unternehmen) dabei unterstützen, mit den EU-Ländern zusammenzuarbeiten, um sektorspezifische Datenräume aufzubauen und zu betreiben. In zeitlicher Hinsicht sollten solche Evaluationen und daraus abgeleitete Aktivitäten priorisiert werden, damit das Potential der Schweiz als first mover für die Mitgestaltung, der sich noch im Aufbau befindlichen Strukturen, nicht ungenutzt bleibt. Aus konzeptioneller Sicht wenden sich die Autor:innen an mindestens drei Akteursgruppen, die in der Schweiz Datenräume und -marktplätze vorantreiben sollten: 1. Industrie- und Wissenschaftsverbände sollten analysieren und bestimmen, was die Datenstrategie der EU und die entsprechenden Empfehlungen für sektorielle Datenräume für ihre Mitgliedsorganisationen bedeuten. Die Verbände können dabei helfen, politische Antworten zu identifizieren und zu formulieren, um ihren Mitgliedern die Komplexität und die Auswirkungen verständlicher zu machen und Chancen und Vorteile aufzuzeigen. Impulse inhaltlicher, qualitativer und zeitlicher Art finden sich in diesem Whitepaper. 2. Politische Parteien sollten sich mit der europäischen Datenstrategie beschäftigen, um die rechtlichen und regulatorischen Auswirkungen der EU-Massnahmen auf die Schweizer Gesellschaft zu verstehen und eigene potenzielle gesetzgeberische Antworten zu entwickeln. Parteien sind in der Verantwortung den Diskurs über diese Themen in die Öffentlichkeit zu tragen und für eine breite Unterstützung der anvisierten Massnahmen zu sorgen. 3. Organisationen, ob gemeinnützig oder gewinnorientiert, sollten spezifische Möglichkeiten in Betracht ziehen, um ihre Interessen in der Entwicklung der Datenräume wahrzunehmen. Unternehmen sollten zum Beispiel damit beginnen, ihre strategischen Antworten auf die Datenräume zu planen. Wie können bestehende Produkte und Dienstleistungen durch den Input von Daten aus Datenräumen verbessert werden? Können neue Produkte und Dienstleistungen durch den Zugang zu Daten in den verschiedenen Datenräumen aufgebaut werden? Können Unternehmen oder Organisationen mit neuen Geschäftsmodellen gegründet werden, die Dienstleistungen für die neue Datenwirtschaft anbieten? Konkret bedeutet dies, dass Organisationen und Unternehmen heute schon damit beginnen sollten, das Innovationspotential aus Daten systematisch zu analysieren und zu bewerten. Die Schweiz ist seit Jahrhunderten ein wirtschaftlicher Knotenpunkt für Europa und ein politisches Bindeglied zwischen den europäischen Ländern. Diese Rolle können wir auch für die europäische Datenwirtschaft übernehmen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sich die Schweizer Akteur:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik mit diesem Thema befassen, um sich aktiv an den kommenden Entwicklungen des europäischen Datenraumes zu beteiligen. Die Schweiz hat in diesem Bereich eine grosse Chance, die sie nun ergreifen sollte.

Item Type:

Working Paper

Division/Institute:

Bern Academy of the Arts
Business School > Institute for Public Sector Transformation
Business School

Name:

Golliez, André;
Fitzpatrick, Giulia;
Agosti, Donat;
Döbeli, Philippe;
Eberle, Martin;
Estermann, Beat0000-0003-3050-793X;
Finger, Matthias;
Gordon, Clara-Ann;
Gut, Alain;
Hehle, Marcel;
Hess, Richard;
Holitscher, Marc;
Honegger, Marc;
Kälin, Andreas;
Lutz, Georg;
Sigloch, Sebastian;
Engelhard, Marc;
Fitzpartrick, Giulia;
Wüst, Anja;
Golliez, André and
Laux, Christian

Subjects:

J Political Science > JN Political institutions (Europe)
T Technology > T Technology (General)

Publisher:

Swiss Data Alliance

Language:

German

Submitter:

Beat Estermann

Date Deposited:

23 Oct 2023 13:44

Last Modified:

24 Oct 2023 15:08

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Additional Information:

Die Erlaubnis, diese PDF-Datei im ARBOR-Repository zu veröffentlichen, wurde eingeholt

ARBOR DOI:

10.24451/arbor.20197

URI:

https://arbor.bfh.ch/id/eprint/20197

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