Hegedüs, Anna; Domonell, Kristina; Willener, Daniela; Chiapparini, Emanuela (2023). Digitalisierung. Hürden und Chancen für vulnerable Personengruppen (ProDigitAll) Bern: Berner Fachhochschule BFH, Soziale Arbeit und Gesundheit
|
Text
Bericht_ProDigitAll.pdf - Published Version Available under License Publisher holds Copyright. Download (1MB) | Preview |
Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren eine zentrale Rolle in unserer Gesellschaft eingenommen und hat Auswirkungen auf viele Bereiche des Lebens. Zugleich gibt es eine wachsende Kluft zwischen denjenigen Gruppen, die von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren, und denjenigen vulnerablen Gruppen, die von ihr benachteiligt werden. Digitale Neuerungen in der Arbeitswelt, in der zwischenmenschliche Kommunikation und Interaktion, sowie im alltäglichen Leben beeinflussen diese. Neben Stolpersteinen bringt die Digitalisierung jedoch neue Möglichkeiten und Chancen hervor. Dabei ist der Zugang zu technischen Geräten, zum Internet, sowie die Kompetenzen zur Nutzung von digitalen Medien entscheidend. Das interdisziplinäre Projekt «Digitalisierung – Hürden und Chancen für vulnerable Personengruppen» hat zum Ziel, die Chancen und Hürden der Digitalisierung insbesondere für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (z.B. Schizophrenie, schwere Depression oder bipolare Störung) und armutserfahrene Personen zu erörtern. Damit soll diesen Personengruppen die Nutzung von digitalen Medien und Informationen zugänglicher gemacht und angemessene Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und der Gesundheitsversorgung ermöglicht werden. Das methodische Vorgehen besteht in einer systematischen Literaturrecherche, durch die Barrieren für die Nutzung und dem Finden von digitalen Informationen bei den genannten Personengruppen identifiziert und der Forschungsstand systematisch aufgearbeitet wird. In einem partizipativen Workshop mit Betroffenen und Fachpersonen aus den Bereichen psychische Gesundheit und Soziale Arbeit werden die Erkenntnisse der Literaturrecherche validiert und ergänzt sowie Unterstützungsmöglichkeiten für Betroffene skizziert. Der Fokus liegt auf dem aktiven Einbezug beider Personengruppen (Personen mit schweren psychischen Beeinträchtigungen und armutserfahrene Personen) in die Erarbeitung der Ergebnisse, was der Co-Konstruktionsstufe des User-Involvements von vulnerablen Gruppen entspricht (Chiapparini & Eicher 2019). Durch den Vergleich verschiedener Praxisfelder und den Einbezug verschiedener Personengruppen (betroffenen Personen und Fachpersonen) werden verschiedene Sichtweisen bearbeitet und das Verständnis für andere Sichtweisen gefördert. Die Ergebnisse des Projektes zeigen, dass das Vorhandensein der Hardware sowie der Basis- und Selbstkompetenzen die Voraussetzung ist, um digitale Medien umfassend nutzen zu können. Die Nutzung und das Vorhandensein des Zugangs sind abhängig von der finanziellen Situation sowie den Fähigkeiten zur Bedienung, was auf Ungleichheiten und Ausschlussmechanismen hindeutet. Dies zeigt sich ebenfalls dadurch, dass statushöhere Onliner aufgrund schichtspezifischer Wissens- und Bedeutungsschemata stärker vom Internet profitieren. Nebst den genannten Voraussetzungen (Vorhandensein der Hardware, Geräte bedienen können, etc.) ist die Motivation der betroffenen Personen wichtig ist. Damit diese aufrechterhalten bleibt, muss die Nutzung digitaler Medien einen Mehrwert für sie bringen. Zudem geht aus den Befunden hervor, dass den Fachpersonen eine zentrale Rolle der Unterstützung und Motivierung zukommt. Damit können sie Personen mit schweren psychischen Beeinträchtigungen und armutserfahrene Personen den Zugang zu digitalen Medien ermöglichen, Hemmschwellen abbauen und die selbstbestimmte Nutzung digitaler Medien fördern. Gleichzeitig sollten Fachpersonen selbst ihr Wissen zu digitalen Medien ausweiten und ihnen, für ihre Arbeitsprozesse, bessere technische Ausstattungen finanziert werden. Ausserdem benötigen sie aufgrund hoher Arbeitsintensität oder/und Nichtabrechenbarkeit von Alltagsunterstützung im Bereich digitaler Medien, systematisches Wissen zu niederschwelligen Unterstützungsanbebote für ihr Klientel. Schliesslich zeichnet sich ergänzend zur Unterstützung durch Fachpersonen ebenso die Unterstützung durch Peers aufgrund deren Akzeptanz und Niederschwelligkeit als besonders nützlich.
Item Type: |
Report (Report) |
---|---|
Division/Institute: |
School of Health Professions School of Health Professions > Nursing School of Social Work > Institute for Childhood, Youth and Family School of Health Professions > Nursing > Innovation in the Field of Mental Health and Psychiatric Care School of Social Work |
Name: |
Hegedüs, Anna0000-0002-9802-876X; Domonell, Kristina; Willener, Daniela and Chiapparini, Emanuela0000-0002-1796-088X |
Subjects: |
H Social Sciences > H Social Sciences (General) R Medicine > R Medicine (General) |
Publisher: |
Berner Fachhochschule BFH, Soziale Arbeit und Gesundheit |
Language: |
German |
Submitter: |
Daniela Willener |
Date Deposited: |
20 Jan 2023 09:02 |
Last Modified: |
20 Jan 2023 09:20 |
ARBOR DOI: |
10.24451/arbor.18764 |
URI: |
https://arbor.bfh.ch/id/eprint/18764 |