Im Dezember veranstaltete die Berner Fachhochschule den Hack4SocialGood und brachte so den Sozialbereich und Techniksektor zusammen. Die Veranstaltung markiert einen vielversprechenden Anfang für eine inklusivere Digitalisierung.
Die Corona-Krise legt das öffentliche Leben weitgehend lahm, was auch den Trend zur Digitalisierung dramatisch beschleunigt. Das Arbeits- und Sozialleben wird ins Internet verlegt und stützt sich immer stärker auf digitale Lösungen. Kaum ein Lebensbereich kann sich der fortschreitenden Digitalisierung entziehen. Das ist nicht erst seit Corona so. Auch die Soziale Arbeit setzt sich vermehrt mit den Auswirkungen der Digitalisierung auseinander und stellt sich die Frage, wie diese Entwicklung besser, das heisst vor allem inklusiver, gestaltet werden könnte.
Dieser Frage stellten sich rund 75 Menschen, die sich vergangenen Dezember zum Hack4SocialGood trafen. Zeitgemäss und passend zum Thema fand der Anlass komplett digital statt. Mit Unterstützung einer breiten Trägerschaft konnte ein abwechslungsreiches Programm gestaltet werden. Neben anregenden Referaten wurde der Prix sozialinfo.ch verliehen und Renato Kaiser überraschte die Teilnehmer*innen mit einem abendlichen Gruss.
Arbeit an realen Herausforderungen der Praxis
Der Hauptteil des Anlasses bildete ein Hackathon, bei dem sich interdisziplinäre Teams vielseitigen Challenges stellten, die von Praxispartner*innen gestellt und vorbereitet wurden. Die Challenge «Cubo – Nimm dein Leben in die Hand» forderte die Teilnehmer*innen beispielsweise dazu auf, sich Einsatzmöglichkeiten für den spielerisch gestalteten Würfel «Cubo» zu überlegen, der wenig technikaffinen Menschen den Zugang zur digitalen Welt erleichtern soll. Bei der Challenge «Poverty and Inequality» galt es darüber nachzudenken, wie die stets umfangreichere Datenlage zur finanziellen Situation der Bevölkerung für die Unterstützung von Armutsbetroffenen genutzt werden könnte. Eine Übersicht zu den erarbeiteten Lösungen findet sich auf der Eventseite:
Challenges am Hack4SocialGood
Innert 24 Stunden galt es eine möglichst ausgefeilte Lösung zu entwerfen, welche die Anliegen der Sozialen Arbeit und technische Kompetenzen vereint. Dabei waren sowohl konzeptionelle Fähigkeiten als auch technische Skills gefragt. Für die zielführende Problemlösung ist es entscheidend, dass die Beteiligten trotz unterschiedlichen Hintergründen eine gemeinsame Sprache finden, was nicht immer einfach ist.
Teilnehmer*innen mit unterschiedlichem Hintergrund reichen sich die Hand
Wer lässt sich auf ein solches Wagnis ein? Aufschluss gibt eine zum Anlass durchgeführte Evaluation. So ist es beispielsweise gelungen, Menschen mit unterschiedlichem Berufshintergrund für die Challenges zu gewinnen: Spezialist*innen im Technologiebereich (42% der Anmeldungen) und Fachkräfte aus dem Sozialwesen (38%) meldeten sich beinahe gleich häufig an. Auch Personen aus der Forschung und Entwicklung (20%) interessierten sich für den Anlass. Unter den Teilnehmender*innen befand sich ein erfreulich hoher Anteil Frauen (37%) und die Altersspanne reichte von 27 bis 56 Jahre. Dreiviertel der Beteiligten nahmen zum ersten Mal an einem Hackathon teil. Dabei standen Motive wie soziales Engagement, Vernetzung, Neugierde aber auch Spass im Vordergrund. Insgesamt sehen die meisten Teilnehmender*innen die fortschreitende Digitalisierung im Sozialsektor eher optimistisch.
Die Gruppe zeichnete sich darüber hinaus durch eine hohe Experimentierfreudigkeit und eine Toleranz gegenüber Situationen mit ungewissem Ausgang aus, was für eine gelingende Zusammenarbeit entscheidend zu sein scheint. So erlebte eine Mehrheit die Teamarbeit als befriedigend und gab an, dass sie ihre Ideen und Kompetenzen trotz der unterschiedlichen Hintergründe einbringen konnte. Vorbildlich gelungen ist die Zusammenarbeit der Ethnologin Annina Indermühle und dem Informatiker Johannes Hool, die zusammen ein Tool zur Unterstützung von Sozialarbeiter*innen bei der Begleitung von Asylsuchenden und Flüchtlingen entwickelten und den Jury-Preis gewannen.
Weitere Schritte in Richtung inklusive Digitalisierung
Damit ist nun alles erledigt? Natürlich nicht. Die inklusive Digitalisierung steht erst am Anfang. Es ist noch ein langer Weg, bis alle Bevölkerungsgruppen am digitalen Wandel teilhaben und von ihm profitieren können. Der Hack4Social bot diesem Anliegen eine Plattform. Die Teilnehmenden empfahlen beinahe ausnahmslos eine Weiterführung des Hack4SocialGoods. Den Schwung nehmen wir gerne mit und freuen uns auf die nächste Runde.
Kontakt:
- Prof. Dr. Oliver Hümbelin, Dozent, Departement Soziale Arbeit
- Prof. Dr. Debra Hevenstone, Dozentin, Departement Soziale Arbeit
Projekte:
Artikel und Berichte:
- Endrissat, Nada (2021): Hack4Social Good–Innovationsworkshop für eine inklusive Digitalisierung. Evaluation des Online Hackathons vom 11.-13. Dezember 2020
- Endrissat, Nada und Hümbelin, Oliver (2019): Schöne neue Arbeitswelt: Innovation und Inklusion durch Hackathons; In: Präsenz 2/2019, S. 26
- Hümbelin, Oliver, Debra, Hevenstone, Nada Endrissat und Caroline Pulver (2020): Die Digitalisierung ist gestaltbar; In: impuls 1/2020, S. 26-29.
- Müller, Sarah (2020): Hackathon für eine inklusive Digitalisierung im Sozialwesen; In: knoten & maschen
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