Geiser, Martin; Maitre, Kylian (26 May 2021). Hochduktile Verankerungen für den Holzbau In: S-Win Tagung 2021, von der Forschung in die Praxis (pp. 39-50). Zürich: S-Win
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Im Vergleich zum Rest der Welt kann die Seismizität des Schweizer Territoriums als gering bis mittel beschrieben werden. Eine Studie der Berner Fachhochschule (BFH) [Meie 2018] vergleicht die Windeinwirkung mit der Erdbebeneinwirkung auf Wohngebäude aus Holz. Die Studie zeigt, dass für die Bemessung der Aussteifung dieser Bauwerke in der Regel die seismische Einwirkung massgebend ist. Eine revidierte Fassung der Norm [SIA 261] trat am 1. August 2020 in Kraft. Diese Version führt u.a. eine neue Erdbebenzone (Z1b) und neue elastische Antwortspektren ein, mit der Folge, dass die zu berücksichtigenden Erdbebenkräfte teilweise deutlich erhöht werden. Bezüglich den Holzbauwerken selbst, ist anzumerken, dass in den letzten Jahren eine Entwicklung hin zu grösseren und höheren Bauten erfolgt. Vereinfacht gesagt, nimmt das Einspannmoment am Fusspunkt eines Gebäudes mit dem Quadrat seiner Höhe zu. Andererseits lässt die moderne Architektur oft wenig Platz für aussteifende Elemente. Die Folge dieser unterschiedlichen Ursachen ist, dass bei aktuellen Projekten die Zugkräfte oft 50...70 kN überschreiten, was die derzeit am Markt erhältlichen Standardverankerungen nur aufnehmen können. Der Ingenieur ist dann gezwungen spezielle Verankerungen zu entwerfen und zu bemessen. Die Tatsache, dass diese Verankerung an der Schnittstelle zwischen Beton und Holz, Bauingenieur und Holzingenieur, Maurer und Zimmermann liegt, erschwert die Situation zusätzlich. So ist die Verankerung moderner Holzkonstruktionen sehr aufwendig, nicht nur in der Ausführung, sondern auch schon in der Planung. Die Entwicklung eines zuverlässigen, einfachen und wirtschaftlichen Verankerungssystems ist daher ein wichtiger Schritt zur effizienten Umsetzung der Erdbebenschutzmassnahmen an Holzkonstruktionen. Aus diesem Grund haben die BFH und die Ancotech AG 2018 ein Innosuisse-Projekt zur Entwicklung von Zugverankerungen für mittlere bis hohe Kräfte gestartet, ein Bereich, der derzeit von den verschiedenen auf dem Markt erhältlichen Verbindern nicht abgedeckt wird.