Kooperation: Sozialpädagogen*innen auf Augenhöhe mit Lehrkräften oder „Erfüllungsgehilfen“

Chiapparini, Emanuela (2021). Kooperation: Sozialpädagogen*innen auf Augenhöhe mit Lehrkräften oder „Erfüllungsgehilfen“ In: Jahrestagung der DGfE-Kommission Sozialpädagogik 18.-19.3.2021 in Kooperation mit der Universität Erfurt „Sozialpädagogische Professionalisierung in der Krise?“. Online. 18.03.2021-19.03.2021.

Full text not available from this repository. (Request a copy)

Perspektive aus der Tagesschulforschung in der Schweiz wurden im Vortrag auf folgenden Fachdiskurs, der im Panel "Schule als multiprofessionelle Arena: Chancen und Risiken sozialpädagogischer Expertise an Schule" (Markus Sauerwein und Gunther Graßhoff) vertieft wurde: Die Durchsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung ist nur eine sozial- und bildungspolitische Reform, die das Verhältnis von Sozialpädagogik/Kinder- und Jugendhilfe und Schule erheblich verändern wird. Während historisch Sozialpädagogik weitgehend jenseits des formalen Bildungssettings agiert hat, sind institutionelle Grenzverschiebungen zu beobachten (vgl. auch zur Ganztagsbildung Bollweg 2020). Nicht nur Ganztagsschulen, sondern auch Inklusion (Stichwort Schulbegleitung) führen zu einer zunehmend multiprofessionellen Realität in den Kollegien. Während jedoch die Ganztagsschulreform und die Umsetzung der UN Behindertenkonvention vornehmlich ein an Schulen verortetes Projekt ist, wird der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung voraussichtlich über das SGB VIII verankert (Wrase 2021) und bringt so neue Chancen einer stärker sozialpädagogischen Akzentuierung. Rückblickend wäre es verkürzt die vor allem quantitative Steigerung der Relevanz sozialpädagogischen Personals und Konzepten in Schulen als Aufstiegsgeschichte sozialpädagogischer Expertise zu betrachten. So ist unklar wie Sozialpädagogen*innen in Schule positioniert sind. Suggeriert wird oftmals, dass eine Kooperation auf Augenhöhe gewinnbringend sei (Kielblock et al. 2020). Empirisch betrachtet ist die Situation jedoch diffus: Es wird diskutiert ob Lehrkräfte an Schule die Leitprofession darstellen/bleiben (Breuer et al. 2019), um die sich dann andere pädagogische Berufsgruppen einsortieren. Ein weiterer Diskursstrang geht von einer Auflösung der Grenzen zwischen Schule und Sozialpädagogik aus (Kunze 2016). Denn gerade aufgrund der multiprofessionellen Realität an vielen Schulen können Aufgaben, Ausbildung und Kompetenzen nicht klar voneinander getrennt werden und Lehrkräfte agieren beispielsweise auch sozialerzieherisch (vgl. Silkenbeumer/Thieme/Kunze 2018; Breuer/Idel/Schütz 2019; Chiapparini/Selmani/Kappler/Schuler 2018). So darf gefragt werden, ob ein*e Lehrer*in, bei der Gestaltung eines außerunterrichtlichen Angebots am Nachmittag (z.B. Klettern, Schach, Kreativangebot etc.) als „Lehrer*in“ handelt oder vice versa ein*e Sozialpädagog*in, in der Hausaufgabenbetreuung oder im Unterricht sozialpädagogisch. Letztere werden von Schüler*innen in solchen Angeboten eher als Lehrer*in und weniger als Sozialpädagog*in wahrgenommen (vgl. Gadow et al. 2013) und irritieren damit die „traditionellen“ Zugänge zu Heranwachsenden. Zugleich scheinen auch auf institutioneller Ebene die außerschulischen Kooperationspartner unter Druck zu stehen. Die Befürchtungen Sozialpädagogik könnte in der (Ganztags-)Schule ihre Eigenheiten verlieren (Otto und Coelen 2008; Rauschenbach et al. 2004; Rauschenbach 2009), können auch nach rund 20 Jahren Ganztagsschule nicht ausgeräumt werden. Daneben sind vor allem zentrale Fragen nach Qualität wie auch der Qualifikation des Personals bislang weitgehend unklar und die eben beschriebene Diskussion betrachtet ausschließlich einschlägig pädagogisch qualifiziertes Personal. Dabei sind erste Tendenzen einer De-Professionalisierung bzw. Laisierung in dem Feld der Ganztagsschule (Idel 2021) wie auch der Eingliederungshilfe (Dittmann 2020) zu beobachten. Der Rechtsanspruch wird diese Situation zweifelsfrei verschärfen. Mit drei Beiträgen solle zu einer Diskussion der gegenwärtigen Situation von Sozialpädagogik an Schulen angeregt werden und dabei prospektiv der kommende Rechtsanspruch auf Ganztagsbildung diskutiert werden.

Item Type:

Conference or Workshop Item (Paper)

Division/Institute:

School of Social Work > Social Intervention focus area
School of Social Work > S Teaching
School of Social Work
School of Social Work > Institute for Childhood, Youth and Family

Name:

Chiapparini, Emanuela0000-0002-1796-088X

Subjects:

H Social Sciences > H Social Sciences (General)
L Education > L Education (General)

Language:

German

Submitter:

Emanuela Chiapparini

Date Deposited:

31 Mar 2021 09:12

Last Modified:

01 Dec 2022 21:46

Related URLs:

Additional Information:

Die Konferenz fand online statt.

URI:

https://arbor.bfh.ch/id/eprint/14508

Actions (login required)

View Item View Item
Provide Feedback