Performanzentwicklung in der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung: eine Interventionsstudie zur Entwicklung des Standards Feedback bei angehenden Sportlehrerinnen und Sportlehrern

Baumgartner, Matthias (2016). Performanzentwicklung in der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung: eine Interventionsstudie zur Entwicklung des Standards Feedback bei angehenden Sportlehrerinnen und Sportlehrern (Unpublished). (Dissertation, Europa Universität Flensburg)

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Angesichts der Verdichtung der Daten, die den bedeutsamen Einfluss von Lehrpersonen und deren Unterricht hinsichtlich der Schulleistungen der Schülerinnen und Schüler bestärken, wurde die Ausbildung von Lehrpersonen in den vergangenen zwei Dekaden zu einem zentralen Gegenstand der empirischen Bildungsforschung (vgl. Blomberg, Seidel & Prenzel, 2011). Aus diesen Forschungsbemühungen geht die Kritik hervor, dass das konkrete lernträchtige Handeln in der Komplexität von Unterricht in der Ausbildung – aber auch in der Kompetenzdiagnostik – von Lehrpersonen einen nur geringen Stellenwert einnimmt (vgl. Czerwenka & Nölle, 2014; Shavelson, 2013). Diesbezüglich wird in Anlehnung an die Standardkonzeption nach Oser (2001) ersichtlich, dass angehende Lehrpersonen in ihrer Ausbildung durchaus theoretisches Wissen aufbauen, jedoch kaum Bezüge zwischen der kompetenzbereichsbezogenen Theorie und der eigenen Unterrichtspraxis herstellen können (vgl. Mayr, 2006; Seipp, 2003). Soll die (einphasige) Lehrerinnen- und Lehrerausbildung ihre Absolventinnen und Absolventen authentisch auf die spätere Berufstätigkeit vorbereiten, so erscheint dieser Befund als problematisch. Unter Berücksichtigung der bedeutsamen Aspekte professioneller Kompetenz (z. B. Professionswissen; vgl. Baumert & Kunter, 2011a) bedarf die Ausbildung sowie die Kompetenzdiagnostik von bzw. bei Lehrpersonen einen stärkeren Bezug zur konkreten performativen Handlungsebene. Denn letzten Endes lässt sich die Effektivität der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung nicht Anhand der einzelnen Kompetenzaspekte (z. B. Professionswissen) erschliessen, sondern einzig auf performativer Ebene, d.h. in der Transformation der Aspekte professioneller Kompetenz in konkreten Anforderungssituationen. Gegenstand der vorliegenden Studie im Bereich der empirischen (Sport-)Lehrerausbildungsforschung ist dementsprechend die Entwicklung von kompetenzbereichs- bzw. standardbezogenen Performanzen (bereichsspezifisches Können). Im Konkreten wurde die forschungsleitende Fragestellung bearbeitet, wie die Qualität des Standards Feedback auf performativer Ebene bei angehenden Sportlehrpersonen effektiv verbessert werden kann. Der Fokus wurde auf den Standard Feedback gelegt, weil Lehrerfeedback ein bedeutsamer Faktor des (Sport-)Lehrerberufs darstellt (vgl. Hattie & Timperley, 2007; Marschall & Daugs, 2003). Im Rahmen der Studie wurde im Sinne eines Design Experiments (vgl. Brown, 1992) ein Interventionsprogramm entwickelt. Dabei sollten die angehenden Sportlehrpersonen durch die Herstellung professioneller Lernkerne und die gezielte Bearbeitung der Herausforderungen in der Lehrerausbildung nach Biedermann (2010) die Qualität des Standards Feedback auf performativer Ebene verbessern. In der empirischen Untersuchung wurde erhellt, ob die Qualität des Standards Feedback bei angehenden Sportlehrpersonen durch das generierte Interventionsprogramm oder durch ein allgemeines Schulpraktikum verbessert werden konnte. Die quasi-experimentelle Feldstudie basiert auf einem Pre-Post-Control-Design mit einem zweistufigen Hauptfaktor Untersuchungsgruppe (Experimentalgruppe, Kontrollgruppe) und einem zweistufigen Hauptfaktor Messzeitpunkt (Messzeitpunkt t0, Messzeitpunkt t1). Es kamen quantitative als auch qualitative Datenerhebungsverfahren zum Einsatz. Demnach gründet die Studie auf einer mixed-methods-Vorgehensweise (vgl. Teddlie & Tashakkori, 2006). Die angehenden Sportlehrpersonen der Experimentalgruppe (n = 24) absolvierten über vier Monate hin das generierte Interventionsprogramm, die angehenden Sportlehrpersonen der Kontrollgruppe (n = 23) ein allgemeines Schulpraktikum. Der Standard Feedbackwurde auf performativer Ebene mittels standardbezogener Videovignetten (Klassenkamera, Interaktionskamera und Funkmikrofon) fixiert. Die Qualität des Standards wurde durch ein qualitatives Fremdbeurteilungsverfahren (Expertenrating) beurteilt. Die Ergebnisse zeigen auf, dass die angehenden Sportlehrpersonen durch das Interventionsprogramm den Standard Feedback auf performativer Ebene bedeutsam verbessern konnten. Im Gegensatz dazu erfolgte mit der Absolvierung des allgemeinen Schulpraktikums kein standardbezogener Performanzzuwachs. Es wird ersichtlich, dass sich die Häufigkeit des Erfahrens von Ausbildungsmomenten im Sinne der Bearbeitung der Herausforderungen in der Lehrerausbildung (vgl. Biedermann, 2010) als bedeutsamer Prädiktor hinsichtlich der Qualität des Standards Feedback auf performativer Ebene von angehenden Sportlehrpersonen erweist. Soll in der Ausbildung von Sportlehrpersonen die Qualität von standardbezogenen Performanzen verbessert werden, so verdeutlichen die datenbasierten Erkenntnisse der vorliegenden Studie die hohe Bedeutsamkeit einer theorie- und praxisverknüpfenden Ausbildungskultur bzw. die hohe Relevanz der engen Verzahnung der beiden Lernorte des hochschulischen Unterrichts und der eigenen Unterrichtspraxis in den Schulen.

Item Type:

Doctoral Thesis (Dissertation)

Division/Institute:

Swiss Federal Institute of Sports Magglingen SFISM > EHSM - Lehre und Sportpädagogik > Sportpädagogik

Name:

Baumgartner, Matthias and
Biedermann, Horst

Language:

German

Submitter:

Service Account

Date Deposited:

15 Dec 2021 14:50

Last Modified:

15 Dec 2021 14:50

Additional Information:

Startdatum: 01.05.2011, Enddatum: 31.12.2015

Uncontrolled Keywords:

Performanzentwicklung Kompetenz Sportlehrpersonen Kompetenzdiagnostik Feedback

URI:

https://arbor.bfh.ch/id/eprint/10376

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